Usbekistan: Karges Land mit prächtiger Kultur

Es ist ein Land der weiten Wüsten und trockenen Steppen. Über tausend karge Landschafts-Kilometer erstreckt sich Usbekistan vom Aralsee ostwärts und endet schließlich im fruchtbaren Ferghanatal.

Die zentralasiatische Republik ist gleichzeitig eine Schatztruhe an jahrhundertealter Architektur und orientalischer Pracht. Moscheen und Medresen (Koranschulen) bilden mit ihren blauen, türkisfarbenen und goldenen Kacheln faszinierende Ensembles in märchenhaftem Charakter.

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Unsere Reise entlang der mythischen Seidenstraße führte uns zu zahlreichen antiken Zentren asiatischer Kultur. Wir besuchten unter anderem die Metropole Taschkent, die Oasenstadt Buchara und Samarkand, die steinerne Stadt.

Seit 1991 ist Usbekistan unabhängig von der Sowjetunion. Seine kulturellen Denkmäler sind in ausnehmend gutem Zustand obwohl das Land immer wieder von Erdbeben erschüttert wird. Denn das – in anderen Belangen durchaus kritisch zu hinterfragende – politische System investiert zahlreiche finanzielle Mittel in den Erhalt und Wiederaufbau der Kunst-Schätze.

Der kulturelle Reichtum des Landes erstaunt den Besucher am laufenden Band und sein Auge findet quasi an jeder Ecke einen neuen Anlass zu bewunderndem Verweilen. Der Innenraum einer Kuppel überraschte mich jedoch ganz besonders: Dort erinnerte die Anordnung der Dreiecke und Prismen frappant an die in Europa von dem tschechischen Architekten Paul Janák (1882 – 1956) entwickelte kubistische Architektur. Eine Reise Janáks in den Orient ist nicht belegt. Also nehme ich an, dass er sich seine Inspiration aus Berichten und Fotografien der im 15. Jahrhundert in Usbekistan üblichen Architektur holte.

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Das Observatorium des Sultans und Gelehrten Ulug Beg (1394 – 1449) bezeugt wiederum den enorm hohen Stand der mittelalterlichen islamischen Wissenschaft. Beg beschäftigte sich vorrangig mit Mathematik und Astronomie. Er kalkulierte das Sternenjahr mit 365 Tagen, sechs Stunden, zehn Minuten, acht Sekunden – und einer Abweichung von lediglich 58 Sekunden zum heutigen Wert.

Auf turbulenten Basaren verkaufen bunt gekleideten Marktfrauen Gewürze und Besucher werden, so sie das möchten, als Derwisch ausgestattet. Mein Bruder ließ es sich nicht nehmen, für kurze Zeit in die Rolle des asketischen Mönches zu schlüpfen.

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Der exotische Zauber Usbekistans zeigt sich in seiner Alltags-Kultur auch auf den Tellern der gedeckten Tische und den mit Sorgfalt und Liebe zubereiteten kulinarischen Genüssen. Als Reisender wird man oft schon nach einem kurzem Gespräch zum üppigen Essen geladen. Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Menschen in Usbekistan werden mir neben den kulturellen Schätzen noch lange in Erinnerung bleiben.

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Fotos: alle © Norbert Kiesling

 

Sommerreise mit Kamera

Der vergangene Sommer stand ganz im Zeichen der Arbeit an den Bildern und Fotos für mein biografisches Buch über den Tiroler Bildhauer Edmund Klotz (1855-1929). Gemeinsam mit meinem Schwager, einem tschechischen Fotografen, reiste ich zu den von Klotz geschaffenen Denkmälern, Büsten und Statuen in Prag, Wien und Tirol.

Wir hatten unsere Reise sorgsam organisiert, um die einzelnen Motive bei optimalen Bedingungen festzuhalten. Stets auf der Suche nach klarer Luft und besonderem Licht, ließen wir uns auch von Temperaturen um 38 Grad nicht von unserer künstlerischen Mission abbringen.

Belohnt mit Abkühlung wurden wir in den Innenräumen der Kirchen und wir dankten Edmund Klotz in Gedanken dafür, dass er zahlreiche Gotteshäuser mit seinen Werken ausstattete.

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Zu unserer Ausrüstung gehörten übrigens nicht nur Kamera, Stativ, Scheinwerfer und Leiter. Wir hatten zum Beispiel auch einen Schraubenschlüssel in unserem Gepäck, der sich in Innsbruck ganz besonders bewährte.

Hinter dem Bronze-Denkmal für den Geologen Adolf Pichler auf dem nach ihm benannten Platz stehen Parkbänke. Wir fanden, dass diese nicht in die Komposition unseres geplanten Bildes passten und fassten nach längerer Überlegung den Entschluss, sie vorübergehend zu entfernen. Weil wohl auch andere Menschen (aus vermutlich anderen Beweggründen) ähnliche Gedanken haben könnten, sind diese Bänke wohlweislich am Boden angeschraubt. Wir lösten also auf einer Seite die Schrauben und drehten die Bänke quasi in den Windschatten des Denkmals.

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Da wir nicht ganz sicher waren, ob das, was wir hier taten, rechtens ist, arbeiteten wir zügig an den Bildern. Die Eile hat sich gelohnt, denn wenig später kamen Parkwächter vorbei. Zu diesem Zeitpunkt standen die Bänke wieder so wie immer und boten einem Fotografen und einem Buchautor die wohlverdiente Pause bevor sie weiter zum Friedhof in Innsbruck fuhren.

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Dort hat Edmund Klotz eine besondere Pietà geschaffen. Maria, die den Leichnam des vom Kreuz genommenen Jesus hält, wirkt in dem Grabmal besonders jung und die beiden Köpfe von Maria und Jesus sind weit näher zusammen als in anderen Vesperbildern.

Insgesamt fotografierten wir über den Sommer hindurch die stolze Zahl von rund 1.000 Bildern. Die nächsten Wochen und Monate werden nun der Selektion und Auswahl jener rund 40 Fotos gewidmet sein, die das Buch später illustrieren sollen.

 

Fotos: alle © Norbert Kiesling